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CASITA 2

Gegen Armut und Chancenlosigkeit – Bericht Q4/2023

Die KINDERHILFE ermöglicht weiterhin vielen Kindern den Zugang zu Bildung. Sie kommen schon ganz klein in diese großartige Familie und machen täglich in allen Lebensbereichen positive Fortschritte.

Wegen der schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Lage, in der sich die meisten Familien unserer Stadt – eigentlich im ganzen Land – befinden, ist es für sie so schwer, zwischen Armut, Verbrechen und Chancenlosigkeit voranzukommen. Deshalb ist es ganz normal, dass unsere Familien Tag für Tag versuchen müssen, von informellen Arbeiten zu überleben, von denen sie sagen, dass der Verdienst „halbwegs für das Essen reiche”, denn sie müssen mit ganz wenig auskommen. 

Wegen der hohen Kosten für Lebensmittel ist es für sie immer schwierig das Geld für eine menschenwürdige Ernährung zusammenzubekommen. Und da sie nicht einmal genug Geld für Essen haben – was für jeden Menschen ein Grundbedürfnis ist – können sie noch weniger die restlichen notwendigen Bedürfnisse decken, um die gesunde Entwicklung der Kinder und der gesamten Familien zu gewährleisten. Gesundheit, Kleidung und Bildung müssen in den meisten Familien zurückstehen. Viele unserer Kinder und Familien kleiden sich mit geschenkter Kleidung von Angehörigen oder Freunden oder kaufen die Sachen aus zweiter Hand, wenn sie in einem guten Zustand sind. Auch die Gesundheit ist ein riesiges Problem, denn unser Gesundheitssystem macht ständig mehr Schwierigkeiten bei der Behandlung der Ärmsten. Wenn es schon schwer ist für Leute, die Sozialabgaben zahlen, so ist es noch viel schwerer für diejenigen, die vom “SISBEN” abhängen, einer kostenlosen Hilfe für Arme. Diese Menschen stehen schon in den frühen Morgenstunden an, um einen Arzttermin zu bekommen. Medikamente zu bekommen, ist ein weiteres Problem, weil ihnen normalerweise gesagt wird, dass keine vorrätig wären. In dieser Lage ist eine Katastrophe krank zu werden. 

Ein wichtiges Bedürfnis für die Menschen, besonders für Kinder und Jugendliche, ist auch die Bildung, die in unserem Land nur wenig Chancen ermöglicht. Die meisten Kinder schaffen es, die Grundschule zu beenden und vielleicht halbwegs die Sekundarstufe, dies aber mit riesigen Anstrengungen ihrer Eltern. Für viele ist der Erwerb der Uniformen und des Lernmaterials zu teuer. Die meisten bleiben außen vor, wenn die Zeit für eine weitere Ausbildung kommt. Zum einen haben die Eltern kein Geld, um diese zu bezahlen, zum anderen ist es äußerst schwierig einen Platz an einer öffentlichen Universität zu bekommen. Es ist frustrierend für die jungen Leute, die weiterkommen möchten, zu sehen, wie ihre Träume scheitern, weil sie weder das Geld noch die Gelegenheit haben zu studieren, um einen Beruf zu erlernen.

Bei all diesen Grundbedürfnissen spielt die KINDERHILFE eine wichtige Rolle und ist von elementarer Bedeutung für die Familien, die das Glück haben, zu dieser großartigen Familie zu gehören. Unsere Kinder und Familien bekommen viel Hilfe bei der Ernährung, bei der Gesundheit, der Bildung, Betreuung, Liebe und Begleitung ihrer Kinder, damit sie auf diese Weise eine Hoffnung auf eine bessere Zukunft haben können.

Schon viele Familien sind durch das Casita 2 gegangen sind, einige nur für kurze Zeit, andere für länger. Einige haben ihre Kinder schon ganz klein in die Kita gebracht, und wir haben mit großer Freude gesehen, wie sie in jeder Hinsicht heranwuchsen und zu jungen Männern und Frauen wurden, voller Träume und Ziele. Aber in einigen Fällen haben wir uns auch von ihnen mit großer Traurigkeit vorzeitig verabschieden müssen, wegen der besonderen Umstände in der Familie. Es sind jedoch sehr viel mehr Erfolge, die wir im Laufe der Jahre hatten, in denen wir sie zu nützlichen Mitgliedern der Gesellschaft erziehen konnten, mit Zielen, Träumen und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Sie wissen, dass sie sich in diesem Land sehr anstrengen müssen, um vorankommen zu können. Aber jetzt haben sie eine gute Grundlage an Werten, die in der KINDERHILFE gelegt wurde, denn als Kinder sind sie hier mit ganz viel Liebe betreut, beschützt und ernährt worden.

In diesem Bericht möchten wir Ihnen eine Familie vorstellen, die wir Munoz nennen wollen.

Aus dieser Familie haben wir die beiden Söhne der Señora aufgenommen, die wir Maria nennen werden. Die Jungen sind Zwillinge, und wir geben ihnen die Namen Juan und Pedro.

Juan und Pedro wohnen in der Nähe des Casita 2. Als sie im Jahre 2012 von einigen Kindern des Viertels von unseren Offenen Nachmittags-Programmen erfuhren, waren sie gerade 7 Jahre alt. Beide blieben nach dem Ende des Schulunterrichts immer allein zuhause, bis ihre Mutter abends von der Arbeit kam. Sie baten sie, sie in das Casita 2 gehen zu lassen, um zu sehen, was die Kinder alles an diesem Ort machten. Sie wollten die Gelegenheit nutzen, um unter Aufsicht ihre Hausaufgaben zu machen, denn allein in ihrem Zimmer langweilten sie sich sehr.

Sie kamen zuverlässig und pünktlich, und immer konnten wir uns auf die wertvolle Unterstützung ihrer Mutter verlassen. Zwar konnte diese wegen ihrer Arbeit nicht selber kommen, um die verpflichtende Mitarbeit zu leisten, aber sie hat sich darum bemüht, eine Mutter zu finden, die sie vertritt.

Lydia Isabel Diaz

Nachdem sie sehr zuverlässig  mehrere Monate in die Offenen Gruppen gekommen waren, die damals von unserer Psychologin Nelcy geleitet wurden, fiel dieser auf, wie die Jungen immer danach fragten, wann denn die Zwischenmahlzeit serviert werden würde, denn sie hatten großen Hunger. Sie fragte sie, ob sie zuhause etwas zu Mittag gegessen hätten, worauf die Jungen antworteten, dass sie dort oft nichts zu essen hätten, weil ihre Mutter kein Geld hatte, um Lebensmittel zu kaufen. Andere Male gab es zwar etwas, aber zu wenig um satt zu sein. Danach erkundigte sich Nelcy bei der Mutter nach deren Situation, und sie bestätigte ganz traurig, was die Kinder erzählt hatten. Wir erzählten ihr von der Möglichkeit, die beiden in die Gruppe HOFFNUNG FÜR KINDER aufzunehmen, wo sie jeden Tag ihr Mittagessen und eine Zwischenmahlzeit bekämen sowie Hilfe bei den Hausaufgaben. Sie könnten hier ein Umfeld genießen, in dem sie betreut wären und mit anderen Kindern zusammen sein könnten. Sehr glücklich nahm Maria dieses Angebot sofort an. Wir machten einen Hausbesuch bei der Familie und nahmen die Jungen bei uns auf.

Seit dem Tag, an dem die beiden zu uns kamen, haben sie sich immer als besonders fröhlich, dankbar und höflich gezeigt. Sie kamen zuverlässig und pünktlich, und immer konnten wir uns auf die wertvolle Unterstützung ihrer Mutter verlassen. Zwar konnte diese wegen ihrer Arbeit nicht selber kommen, um die verpflichtende Mitarbeit zu leisten, aber sie hat sich darum bemüht, eine Mutter zu finden, die sie vertritt. Die Jungen sind immer sehr fleißig in der Schule gewesen. Sie hatten nur einige Schwierigkeiten, weil sie in einigen Fächern, besonders in Mathematik, nicht gut folgen konnten.

Wegen der guten Beteiligung und Entwicklung der Jungen und ihrer Mutter im Verein und der so offensichtlichen Bedürftigkeit und Not dieser Familie, bekamen sie im Juni 2013 Paten. Mit dieser Hilfe war es uns möglich, Juan und Pedro intensiver zu unterstützen. Wir haben ihnen mit der Schule geholfen und ihnen einen Nachhilfelehrer in Mathematik ermöglicht, vor allem in den höheren Klassen der Sekundarstufe. In der Grundschule haben die Betreuerinnen des Casita 2 ihnen bereitwillig bei allen Fächern geholfen, die sie nicht verstanden hatten.

Durch die Patenschaft erhielten Juan und Pedro jedes Jahr ihre Schulsachen, ihre Uniformen, und alles, was sonst notwendig war, damit sie erfolgreich die Schule besuchen konnten. Diese Jungen waren immer sehr zuverlässig und verantwortungsbewusst und ständig bereit, sich helfen lassen. Auch hatten sie die Unterstützung ihrer Mutter, die immer dafür gesorgt hat, dass sie ihre täglichen Aufgaben erfüllten. Dadurch haben Juan und Pedro es schaffen können, nach und nach alle Hindernisse zu überwinden, die sich ihnen stellten. Im vergangenen Jahr haben sie die Sekundarstufe mit dem kolumbianischen Abitur beenden können. Dank der Patenschaft konnten sie danach einen Kurs in Krankenpflege beginnen, was eine große Aufgabe für sie war, weil dieser Kurs nur ein Jahr dauert. In dieser kurzen Zeit müssen sie alle Kenntnisse erwerben, die dieser Bereich erfordert. Er war sehr anspruchsvoll gewesen, weshalb die beiden manchmal fürchteten zu scheitern. Oft waren sie erschöpft. Aber nebenbei halfen sie an den Nachmittagen im Casita 2 in der Kita und bei den Schulkindern. Dies tun sie mit viel Hingabe, mit dem Bewusstsein, dass sie ein wenig davon zurückgeben sollten, was sie selbst bekommen hatten und dass ohne die Unterstützung ihrer Paten und der KINDERHILFE nicht möglich gewesen wäre. Die Mittel ihrer Mutter reichen nicht, um ihnen eine Ausbildung zu bezahlen. Deshalb strengen sich Juan und Pedro jeden Tag an, um den Kindern und Betreuerinnen im Casita 2 zu helfen. Dabei erkennt man, dass sie es nicht nur aus Pflichtgefühl der KINDERHILFE gegenüber tun, sondern aus Liebe für die Kleinen, denen sie täglich helfen.

Ihre Mutter hat ihre Söhne allein großziehen müssen, denn der Vater der Kinder hat diese nie unterstützt. Sie war immer sehr streng mit ihnen und hat sie zu sehr zuverlässigen, fleißigen und hilfsbereiten Kindern und Jugendlichen erzogen. Sie hat sie nach Kräften unterstützt und sich angestrengt, damit diese eine bessere Zukunft haben können, als sie es hatte. Auch, weil sie ihre Kinder besonders gut erziehen wollte, hat sie diese manchmal überbehütet, weil sie sie von dem Umfeld fernhalten wollte, in dem sie leben. Sie hat sie sehr in ihren Aktivitäten als normale Jugendliche eingeschränkt, wie dem Umgang mit Freunden oder dem Kennenlernen von Mädchen. Immer hat sie darauf gedrungen, dass sie vor allem ihren schulischen Pflichten nachkamen, in den Verein gingen und ihren Lieblingssport Volleyball trainierten. Manchmal erklären Juan und Pedro, dass sie sich überfordert fühlten, sich ein wenig ablenken möchten und mit Freunden zusammen sein. Aber sie sagen, dass ihre Mutter das kaum verstehen würde, weil sie große Angst habe, dass ihre Söhne in dem Umfeld, das sie umgibt, verloren gehen würden, denn das ist voller sozialer Probleme, wie Drogen, Jugendbanden und Kriminalität.

Um solche Erfolge, wie mit Juan und Pedro in der KINDERHILFE erreichen zu können, wie auch mit den anderen Kindern, die täglich bei uns sind, brauchen wir die Unterstützung der Señora Ute und der Spender aus Deutschland. Aber auch die Betreuerinnen geben sich große Mühe mit den verschiedenen Gruppen-Aktivitäten. Sie vermitteln bereits den Kleinen feste Werte. Viele wachsen an unserer Seite auf, denn sie werden ganz klein aufgenommen, um an diesem wunderbaren Ort zu leben. Alle unsere Aktivitäten sind kreativ, abwechslungsreich und machen den Kleinen viel Spaß. Auf diese Weise möchten wir allen Kindern des Vereins ein anderes Leben zeigen und  Hoffnung auf eine bessere Zukunft geben.

Zum bevorstehenden Weihnachtszeit fingen die Betreuerinnen Mitte November an, das Casita 2 zu schmücken, um bei den Kindern allmählich die Weihnachtsfreude zu wecken. In diesem Jahr haben wir die Fenster mit einem weihnachtlichen Häuschen geschmückt, mit Rentieren, Weihnachtskugeln, Sternen und Schneeflocken und die Türen mit Weihnachtskugeln, die von weihnachtlichen Blumen umgeben waren. Dafür verwendeten wir einige Sachen aus dem Vorjahr, mit denen wir aber eine neue Dekoration kreierten.

Als Mitte November das Schuljahr endete, mussten viele unserer Kinder weiterhin zum Unterricht für die Nachprüfungen, weil sie einige der Fächer nicht geschafft hatten. Mit den anderen Kindern, die mit guten Noten versetzt wurden, konnten wir den ganzen Tag über im Casita besondere Dinge machen und dies auch zusammen mit den Kleinen aus der Kita.

Im Dezember begann wieder der Adventskalender, für den die Betreuerinnen jeden Tag eine besondere weihnachtliche Aktivität vorbereitet hatten, die auch einen pädagogischen Wert beinhalten sollte.

Besonders wichtig in dieser Zeit ist der Nikolaustag. In jedem Jahr erzählen wir unseren Kinder die Geschichte vom Heiligen Nikolaus. In diesem Jahr haben die Kinder Stiefel in Form des Weihnachtshauses verziert, indem sie braune Papiertüten verwendeten. Am nächsten Tag bekamen sie das kleine Geschenk, das der Nikolaus für sie gebracht hatte. Wir haben dazu ein Video vom Nikolaus gesehen. An diesem Tag sind alle Kinder sehr aufgeregt, weil sie wissen möchten, was der Nikolaus ihnen gebracht hat. In diesem Jahr waren es Schächtelchen mit Wachsmalstiften für die Kleinen und Buntstifte für die Großen. Außerdem war in jedem Stiefel eine Süßigkeit. Alle freuten sich über jeden Tag im Advent, den sie begeistert erlebten, immer darauf gespannt, was sie wohl am nächsten Tag erwartete.

Diese weihnachtlichen Beschäftigungen sind sehr motivierend, aufregend, kreativ und vermitteln Weihnachtsstimmung für die Kinder und auch für uns, die Betreuerinnen, die wir diese Zeit auch voller Begeisterung erleben. Es beginnt mit der Dekoration des Casitas, der Planung aller Aktivitäten und den Vorbereitungen für die Anfertigung des Adventskranzes zum Beispiel oder der Verzierung von Weihnachtskeksen. Am Ende gibt es dann ein Krippenspiel aus anderen Ländern.

Um das alles schaffen zu können, benötigten wir in diesem Jahr, weil wir in der Kita sehr viele ganz kleine Kinder haben, die Hilfe der großen Mädchen. Sie halfen uns, das Essen an die Kinder zu verteilen, sie schlafen zu legen, anzuziehen und die ganze Zeit auf sie aufzupassen. Sie halfen ihnen beim Basteln und fühlten sich für die Kleinen verantwortlich, wobei wir sie die ganze Zeit betreuten.  

Am Ende der Weihnachtszeit gab es für alle Kinder im Casita ein ganz besonderes Mittagessen, und als Zwischenmahlzeit ein Eis. Zur Feier des Tages veranstalteten wir dann ein Spiel- und Sportfest bei dem alle Kinder sehr viel Spaß hatten.

Die KINDERHILFE öffnet ihre Türen im Casita 2 auch vielen Frauen, die unter der Anleitung von Señora Carmen Chicue viele Handarbeiten und andere interessante Dinge anfertigen. Dabei empfinden sie viel Freude und zeigen unterschiedliche Talente, die sie hier einbringen können. Außerdem haben sie bei uns ein behagliches Umfeld, in dem sie Erfahrungen austauschen können, ihre Sorgen teilen und sich an den Geschichten der anderen erfreuen. Es ist eigentlich nur eine kurze Zeit an diesen Freitagen, aber für sie wohl der einzige Moment, den sie für sich haben, um neue Kraft zu schöpfen, damit sie weiter die Probleme ihres Lebens bewältigen können.

Zum Ende des Jahres organisierte die Señora Carmen Chicue ein kleines Weihnachtsessen. Dabei wurden alle Handarbeiten gezeigt, die die Frauen im Laufes des Jahres angefertigt hatten.

Auf den Fotos kann man die Freude und Dankbarkeit dieser Frauen erkennen, für ein weiteres Jahr der Unterstützung und Begleitung durch die KINDERHILFE. Sie senden einen großen Dank an Señora Ute und alle Spender aus Deutschland, die dieses schöne Werk möglich machen.

Und wir danken für ein weiteres Jahr ihrer wertvollen Hilfe für so viele Kinder und Familien, die ohne SIE nicht all diese segensreichen Dinge genießen könnten, die ihnen diese tolle Familie KINDERHILFE bietet.

Wir wünschen Ihnen allen ein Frohes Weihnachtsfest und für das neue Jahr viel Segen, dass Gott Sie mit Liebe, Gesundheit, Frieden und allem Guten erfüllen möge. 

Lydia Isabel Diaz